In den Herbstferien sass ich in einem Strand-Bistro bei einer Cola Zero. Eigentlich wollte ich nur eine kleine Pause machen und meinen Durst löschen.
Am Nebentisch sassen zwei Frauen. Ich wollte nicht lauschen, aber in so einem kleinen Café hörst du halt mit, ob du willst oder nicht.
„…und nächste Woche habe ich wieder ein Coaching bei Sarah. Die ist wirklich gut. Aber ich überlege, ob ich nicht parallel dazu noch diesen Online-Kurs auf Younity machen sollte. Der hat so gute Bewertungen…“
Die andere nickte. „Ja, ich kenne das. Ich bin jetzt seit zwei Jahren auch intensiv an mir dran und besuche Kurse, habe auch einen Kurs auf Younity gemacht und meditiere nach Zen. Aber irgendwie wird es besser, aber irgendwie auch nicht, weisst du?“
Ich kannte diesen Ton. Diese Mischung aus Hoffnung und Resignation. Diese stille Frage: „Wann wird es endlich klicken?“
Nicht aus eigener Erfahrung. Aber ich hatte es bei einem guten Freund beobachtet. Über Jahre. Wie er von Sitzung zu Sitzung ging. Wie er sich nicht mehr selbst vertraute. Wie er abhängig wurde – erst von einem Coach, dann von einer Wahrsagerin, dann von der nächsten Methode.
Und ich sehe es täglich in meiner Praxis. Menschen, die erschöpft sind vom ständigen Suchen. Die vergessen haben, dass die Antworten in ihnen selbst liegen.

Die Spirale, die sich immer schneller dreht

Es beginnt meist harmlos. Du hast ein Problem. Stress. Ängste. Das Gefühl, dass irgendetwas in deinem Leben nicht stimmt. Also buchst du ein Coaching. Macht ja Sinn, oder?
Der Coach ist nett. Du fühlst dich verstanden. Du machst Fortschritte. Kleine. Aber nach ein paar Wochen merkst du: Es reicht nicht. Da ist noch mehr. Noch eine Schicht tiefer. Noch ein Bereich, den du nicht im Griff hast.
Also buchst du den nächsten Coach. Diesmal für Beziehungen. Oder für Selbstwert. Oder für deine Karriere.
Und plötzlich – ohne dass du es wirklich gemerkt hast – bist du abhängig geworden. Nicht von einer Person. Sondern von der Idee, dass die Lösung irgendwo da draussen ist. Bei jemandem, der klüger ist. Erfahrener. Der das Geheimnis kennt, das du noch nicht entdeckt hast.
Bei meinem Freund dauerte es drei Jahre, bis er erkannte, was passiert war. Drei Jahre, in denen er tausende Franken ausgab. Drei Jahre, in denen er immer unsicherer wurde, statt selbstbewusster.

Was passiert, wenn Begleitung zur Krücke wird

Coaching kann Leben verändern. Ich weiss das. Ich habe vielen Menschen geholfen, den nächsten Schritt zu machen. Ängste und Blockaden nachhaltig zu lösen.
Aber es gibt eine Grenze. Eine Grenze zwischen sinnvoller Unterstützung und schleichender Abhängigkeit.
Nicht alle Coaches sind sich dessen bewusst. Manche arbeiten mit den besten Absichten und merken gar nicht, dass sie ihre Klienten in eine Endlosschleife führen. Andere – und das ist die Minderheit – nutzen diese Dynamik bewusst aus.
Das System begünstigt es: „Du brauchst kontinuierliche Begleitung.“ „Persönliches Wachstum ist eine Reise, kein Ziel.“ „Investiere in dich selbst.“
Klingt gut. Ist auch nicht grundsätzlich falsch. Aber es verschleiert die wichtigste Frage: Wann bist du bereit, alleine zu gehen?
Ein guter Coach macht sich überflüssig. Er gibt dir die Werkzeuge, damit du dir selbst helfen kannst. Nicht in zehn Jahren. Nicht nach zwanzig Sitzungen. Sondern so schnell wie möglich.
Aber das hören die wenigsten gerne. Weder die Coaches noch die Klienten. Weil beide etwas davon haben, dass die Beziehung weitergeht. Der Coach verdient sein Geld. Der Klient fühlt sich sicher. Verstanden. Begleitet.
Nur: Sicherheit ist nicht Heilung. Verständnis ist nicht Veränderung. Begleitung ist nicht Selbstwirksamkeit.

5 Zeichen, dass du in der Abhängigkeitsfalle steckst

Lass mich dir die fünf deutlichsten Warnsignale zeigen. Ich sehe sie täglich bei Menschen, die zu mir kommen. Und ich habe sie bei meinem Freund beobachtet – bis es fast zu spät war.

1. Du kannst keine wichtigen Entscheidungen mehr alleine treffen

„Was würde mein Coach dazu sagen?“

Dieser Gedanke kommt dir automatisch. Bei jeder grösseren Entscheidung. Manchmal sogar bei kleineren.
Du fragst dich nicht mehr: „Was fühlt sich für mich richtig an?“ Sondern: „Was würde XY jetzt zu mir sagen?“
Das Problem: Du hast verlernt, deiner eigenen Intuition zu vertrauen. Du hast die Verantwortung für dein Leben ausgelagert. An Menschen, die dich vielleicht gut kennen, aber nicht in deiner Haut stecken.
Mein Freund rief mich irgendwann vor jeder grösseren Entscheidung an. Nicht um meine Meinung zu hören. Sondern um zu fragen, was sein Coach wohl dazu sagen würde. Er hatte komplett aufgehört, sich selbst zu vertrauen.

2. Du buchst den nächsten Termin, bevor der aktuelle vorbei ist

Das ist ein klassisches Zeichen. Du sitzt noch in der Session, und schon vereinbarst du den nächsten Termin. Nicht weil es einen konkreten Plan gibt. Nicht weil ein bestimmtes Thema noch offen ist.
Sondern weil die Vorstellung, ohne diese Termine dazustehen, Panik in dir auslöst.
Was, wenn das Problem wiederkommt und niemand da ist, der dir hilft? Was, wenn du einen Rückfall hast? Was, wenn du es alleine nicht schaffst?
Diese Angst – genau die – ist das deutlichste Zeichen, dass du abhängig geworden bist.

3. Du hast mehr Selbsthilfe-Bücher gelesen als du je anwenden wirst

50 Bücher. 30 Kurse. 15 verschiedene Coaches. Aber echte, nachhaltige Veränderung? Fehlanzeige.
Du sammelst Wissen wie andere Briefmarken. Jedes neue Buch verspricht die ultimative Lösung. Jeder neue Kurs könnte der Durchbruch sein.
Aber tief drinnen weisst du: Du hast schon längst alles, was du brauchst. Du wendest es nur nicht an.
Warum nicht? Weil Wissen sammeln einfacher ist als tun. Weil der nächste Coach einfacher ist als die Konfrontation mit dir selbst. Weil Hoffnung bequemer ist als Verantwortung.

4. Deine „Entwicklungsreise“ ist dein Hauptgesprächsthema geworden

Bei jedem Treffen mit Freunden erzählst du von deinem neuesten Coaching-Durchbruch. Von der Erkenntnis, die du letzte Woche hattest. Von dem neuen Ansatz, den du gerade ausprobierst.
Dein Leben dreht sich um deine persönliche Entwicklung. Aber entwickelst du dich wirklich?
Oder bist du einfach nur beschäftigt? Beschäftigt mit dir selbst. Beschäftigt mit der Idee von Veränderung. Beschäftigt damit, das Gefühl zu vermeiden, dass du vielleicht schon längst hättest weiterkommen können.
Irgendwann sagte ich zu meinem Freund: „Du redest seit drei Jahren über dasselbe Thema. Nur mit anderen Worten.“ Das sass. Aber es war nötig.

5. Du fühlst dich schlechter, wenn du mal ein paar Wochen ohne Coach oder Community bist

Das ist das deutlichste Zeichen. Du hast das Gefühl, ohne externe Unterstützung oder die Zugehörigkeit zu einer Community zusammenzubrechen.
Keine Sitzung diese Woche? Kein Gruppen-Call? Sofort steigt die Angst. Die alten Muster kommen zurück. Du fühlst dich verloren. Abgeschnitten.
Das ist keine Heilung. Das ist Abhängigkeit.

Ein guter Coach hilft dir, dich besser zu fühlen, auch wenn er nicht da ist. Weil er dir Werkzeuge gibt, die du selbst anwenden kannst. Weil er dich stärker macht, nicht schwächer. Weil er dir beibringt, auf dich selbst zu vertrauen – nicht auf ihn.

Selbsttest: Bin ich Coach- oder Therapeut/in abhängig?

Beantworte diese Fragen ehrlich. Für dich. Niemand muss es wissen.

  • Hast du in den letzten 12 Monaten mehr als drei verschiedene Coaches oder Therapeuten konsultiert
  • Fühlst du Panik bei dem Gedanken, keinen festen Coaching-Termin im Kalender zu haben?
  • Hast du Schwierigkeiten, wichtige Entscheidungen zu treffen, ohne vorher jemanden zu fragen?
  • Gibst du mehr als 10% deines Einkommens für Coachings, Kurse und Seminare aus?
  • Erzählen dir Freunde oder Familie, dass du „schon wieder“ bei einem neuen Coach bist?
  • Hast du das Gefühl, dass du ohne professionelle Unterstützung nicht mehr funktionierst?
  • Buchst du reflexartig den nächsten Termin, auch wenn keine konkreten Themen mehr offen sind?

Wenn du drei oder mehr Fragen mit Ja beantwortet hast, steckst du wahrscheinlich in der Abhängigkeitsfalle.

Die Lektion, die ich nie vergass

Ich war nie in dieser Lage. Aber ich habe das bei anderen beobachtet. Bei meinem Freund. Bei Klienten, die zu mir kamen, nachdem sie Jahre in dieser Spirale steckten. Menschen, die immer wieder kamen, jeden Kurs buchten, aber nie wirklich anfingen, das Gelernte umzusetzen.
Von einer Mentorin habe ich gelernt: Wenn man beobachtet, dass die Leute immer wieder kommen und einfach nur konsumieren, dann kappt man die Verbindung. Damit sie lernen, wieder alleine zu gehen und sich selbst zu vertrauen.
Und irgendwann musste ich selbst lernen, diesen Schnitt zu machen. Einem Klienten zu sagen: „Ich glaube nicht mehr an dich, wenn du nicht anfängst, an dich selbst zu glauben.“
Das klingt hart. Ist es auch. Aber genau diese Haltung hat vielen meiner Klienten geholfen, endlich wirklich vorwärtszukommen.

Der Weg zur echten Selbstwirksamkeit

Echte Heilung beginnt, wenn du aufhörst, nach der nächsten Lösung im Aussen zu suchen.
Das heisst nicht, dass du nie wieder Unterstützung brauchst. Das heisst, dass du lernst, dein eigener bester Coach zu werden.
Wie? Indem du verstehst, dass du drei Dinge brauchst:

1. Werkzeuge, nicht Abhängigkeit

Ein guter Coach gibt dir Techniken an die Hand, die du selbst anwenden kannst. Selbsthypnose. Körperarbeit. Atemtechniken. Methoden zur emotionalen Regulation.
Nicht: „Ruf mich an, wenn es dir schlecht geht.“ Sondern: „Hier ist, was du tun kannst, wenn es dir schlecht geht.“

2. Wissen über dich selbst, nicht über Theorien

Du brauchst keine weiteren Modelle. Keine neuen Frameworks. Du brauchst Wissen über dein eigenes Nervensystem. Über deine Trigger. Über deine Muster.
Das kann dir niemand beibringen. Das musst du selbst erforschen.

3. Mut zur Eigenverantwortung

Nicht dein Coach ist verantwortlich für deine Veränderung. Du bist es. Nicht das nächste Seminar wird dich retten. Deine tägliche Praxis wird es.

Was ich anders mache

Als ich 2019 in die  komplette Selbständigkeit ging, machte ich mir eine Regel: Mein Ziel ist es, dass meine Klienten mich nicht mehr brauchen.
Klingt verrückt für ein Business-Modell, oder? Aber genau das ist der Punkt.
Ich arbeite mit Menschen in intensiven, aber begrenzten Zeiträumen. Ich gebe ihnen alles, was sie brauchen. Alle Werkzeuge. Alles Wissen. Ich mache mich bewusst überflüssig.
Warum? Weil ich gesehen habe, wie Abhängigkeit Menschen klein hält. Wie sie ihre Kraft verlieren. Wie sie aufhören, sich selbst zu vertrauen.

Die NeuroResilienz®-Methode ist genau dafür entwickelt: Dir beizubringen, wie du dir selbst hilfst und dich selbst heilst. Nicht in zehn Jahren. Sondern jetzt. Nachhaltig. Für immer.

Der erste Schritt raus aus der Abhängigkeit

Wenn du dich in diesem Artikel wiedererkannt hast, dann mach einen Monat Pause. Einen einzigen Monat ohne Coach. Ohne Kurs. Ohne Workshop.
Nimm eine einzige Technik, die du schon kennst. Egal welche. Und wende sie jeden Tag an. Wirklich jeden Tag. Mit Konsequenz.
Was passiert wahrscheinlich?
Du wirst Panik spüren. Die Angst, ohne Netz zu stürzen. Das Gefühl, dass du es nicht alleine schaffst.
Aber dann wirst du etwas merken: Du schaffst es doch.
Nicht perfekt. Nicht jeden Tag gleich gut. Aber du schaffst es.
Und genau das ist der Anfang.
Du bist nicht abhängig, weil du schwach bist. Du bist abhängig geworden, weil man dir beigebracht hat, dass du es alleine nicht schaffst.
Aber du hast alles in dir, was du brauchst. Du musst nur lernen, wie du darauf zugreifst.

Bereit für echte Unabhängigkeit?

Wenn du genug hast vom ständigen Suchen nach der nächsten Lösung im Aussen, dann lass uns reden.
In meinen Programmen lernst du, wie du dich selbst heilen kannst. Ich gebe dir alle Werkzeuge und Strategien an die Hand, die du brauchst, um in Zukunft unabhängig von Coaches und Therapeuten zu sein.
Nicht durch endlose Sitzungen. Nicht durch vage Versprechen. Sondern durch konkrete, praxiserprobte Methoden, die du selbst anwenden kannst. Jederzeit. Überall. Für den Rest deines Lebens.

Mein Ziel ist nicht, dass du bei mir bleibst. Mein Ziel ist, dass du mich nicht mehr brauchst.

Ob im 4-wöchigen Online-Mentoring-Programm, beim NeuroResilienz®-Selbstheilungs-Wochenende oder in der 4-monatigen Practitioner-Ausbildung – du bekommst das komplette Handwerkszeug für deine emotionale Unabhängigkeit.

Du lernst, wie du:

  • Deine Ängste selbst regulieren kannst
  • Deine Blockaden eigenständig auflöst
  • Dein Nervensystem selbst beruhigst
  • In Krisen dein eigener bester Coach bist
  • Nie wieder abhängig wirst von externer Unterstützung

Das ist keine Therapie. Das ist Selbstermächtigung.

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Weiterführende Literatur:

  • Joachim Bauer: „Selbststeuerung – Die Wiederentdeckung des freien Willens“ (Blessing Verlag, 2015)
  • Martin Seligman: „Der Glücks-Faktor – Warum Optimisten länger leben“ (Ehrenwirth, 2003)

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Martin Fahrni ist Gründer der NeuroResilienz®-Methode und begleitet Menschen seit über 14 Jahren auf dem Weg zur Selbstheilung. Sein Ziel: Sich selbst überflüssig zu machen. Denn der stärkste Heiler bist du selbst – du musst nur lernen, wie.